Das Oldenburger Wunderhorn

LK Wesermarsch
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Wappen des Landkreises Wesermarsch. Links (heraldisch rechts): die „fünf Stücke“ aus dem Wappen der Grafen von Oldenburg als Zeichen der Zugehörigkeit zum Oldenburger Land. Rechts oben: Eine Kogge betont die Bedeutung der Seefahrt über die hiesigen Häfen. Rechts unten: ein friesischer Krieger steht für das Volkstum im Rüstringer- (vgl. Wilhelmshaven), Stad- und Butjadingerland. Die grüne Farbe bezieht sich auf Marschenlandschaft und Landwirtschaft. Verliehen am 2.2.1953. (Nach Manfred Furchert: Oldenburgisches Wappenbuch, Band 1, Oldenburg 2003, S. 117.)
 

Das historische Land Oldenburg besteht heute im wesentlichen aus sechs Landkreisen und drei kreisfreien Städten (Übersicht auf Seite Landesteile), an denen man sich bei geschichtlichen Fragestellungen leicht orientieren kann. Zum Vergleich siehe die historischen Verwaltungsgliederungen etwa des Wesermarscher Kreisraumes im Wandel der Zeiten. Nachfolgend sind auch einige moderne Informationen über den gegenwärtigen Landkreis aufgeführt, der aber nicht eigentlicher Gegenstand der Betrachtung ist, sondern nur den Rahmen dafür bietet.

Lage

Der Landkreis Wesermarsch liegt im nördlichen bis mittleren Westteil des deutschen Bundeslandes Niedersachsen. Er grenzt innerhalb des alten Oldenburger Landes an die kreisfreien Städte Oldenburg und Delmenhorst, an die Landkreise Ammerland, Friesland und Oldenburg und an Nordsee und Jadebusen sowie außerhalb im Osten jenseits der Weser an die Landkreise Cuxhaven und Osterholz und an Stadt und Bundesland Bremen mit den Städten Bremen und Bremerhaven (vgl. Kreisübersicht).
 

Landkreis Wesermarsch (Verwaltungssitz Brake) mit seinen neun Land- und Stadtgemeinden: 1. Berne, 2. Brake, 3. Butjadingen (Gemeindesitz Burhave), 4. Elsfleth, 5. Jade, 6. Lemwerder, 7. Nordenham, 8. Ovelgönne (Gemeindesitz Oldenbrok-Mittelort), 9. Stadland (Gemeindesitz Rodenkirchen).
(Ausschnitt aus: Bezirkskarte 1 : 200.000, Niedersachsen mit Gemeindegrenzen, Regierungsbezirk Weser-Ems, Hrsg. Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen (LGN), 4. und [nach Auflösung der Bezirksregierungen] letzte Auflage, Hannover 1997, nicht mehr im Kartenhandel erhältlich. Zur Wahrung der Urheberrechte an gegenwärtigen topographischen Einzelheiten ist die starke Verkleinerung auf ca. 10% der Originalgröße unumgänglich (Ortsdetails sind nicht erkennbar, Kartenausschnitt kann nicht vergrößert werden). Bearbeitet von Martin Teller, Oldenburg, Oktober-Dezember 2006. – Einen genaueren Einblick in die heutige Siedlungsgeographie der Kreise und kreisfreien Städte bietet die zur Anschaffung empfohlene und regelmäßig neu aufgelegte zweiteilige Regionalkarte von Oldenburg der LGN im Maßstab 1 : 100.000.
 

Natur- und Kulturlandschaft

Der Landkreis Wesermarsch liegt fast gänzlich innerhalb der geographischen Landschaft Butjadingen und Wesermarsch, mit Ausnahme von Jaderberg unterhalb des Jadebusens, das noch auf einem 2-3 m hohen Ausläufer des oldenburgisch-ostfriesischen Geestrückens liegt. (Vgl. Landschaften Nr. 2 und 3 unter Geographie.) Ansonsten verläuft die „Geestkante“, die eine Höhendifferenz von ca. 20 m überwindet und zwischen dem ammerländischen Loy und Loyermoor in der Wesermarsch besonders auffällig ist, etwas jenseits der westlichen Kreisgrenze im Landkreis Ammerland. Der im hiesigen Landkreis vorherrschende Landschaftstyp ist die kaum je 2 m Höhe erreichende Marsch, die sogar zu zwei Dritteln unterhalb des mittleren Flutwasserspiegels (NN) liegt und nur durch Deiche vor Überflutung geschützt ist, welche den ganzen Landkreis zum Wasser der Weser, der Nordsee und des Jadebusens umgeben. Vor Schließung des Deichrings im 13. Jahrhundert wurde das Land im Küstenbereich zweimal täglich vom Meer überflutet, das mit seinen Sedimenten den Boden fruchtbar machte und ihn aufhöhte. Butjadingen und das Stadland zwischen Jadebusen und Weser waren in Mittelalter und früher Neuzeit aufgrund zerbrochener Deiche längere Zeit Inseln, die Weser ging mit Nebenarmen zum Jadebusen durch. Daher stimmt der einfache Merksatz „sandige Flußmarschen liegen an Weser und Hunte, tonig-sandige Seemarschen im übrigen Landkreis“ nicht generell, da die Marschtypen sowie die ebenfalls tiefliegenden Hoch- und Niedermoore auf älteren Marschen des Binnenlandes recht kleinteilig wechseln können. Ein untypisches Beispiel für die zahlreichen Moore ist das sogenannte „Schwimmende Moor“ in Sehestedt in der Gemeinde Stadland. Dieses unter Naturschutz stehende Zeugnis älterer Naturlandschaft vor den Meereseinbrüchen liegt am östlichen Jadebusen außendeichs und schwimmt bei höheren Flutständen auf. Aus Marsch- und Moorland besteht auch das ostwärts der Unterweser unterhalb Bremerhavens gelegene und heute zum Landkreis Cuxhaven gehörende Landwürden, dessen nördliche frühere Flußinsel Große Luneplate inzwischen landfest geworden ist. Teilweise aus Marschgrund bestehen auch die winzigen ehemaligen Festungsinseln Langlütjen I und II nördlich Blexen weserauswärts gegenüber von Bremerhaven. Die bis zu 8 m über NN hohe Vogelinsel Mellum ist dagegen eine reine Sandplate, auf der sich Vegetation angesiedelt hat, sowie der forschende Mensch durch zeitweilig bewohntes Vogelwärterhaus und schützenden Ringwall.
Der Landkreis wird über weite Strecken von Gewässern umgrenzt: im Nordwesten der Jadebusen, im Norden die Nordsee, beide mit ausgedehnten Wattenzonen und einzelnen Sandbadestränden Teile des Nationalparks Wattenmeer, im Osten die Weser, im Süden auf Teilstücken zum Landkreis Oldenburg die Hunte, der größte westliche Nebenfluß der Weser, sowie kleinere Flüsse und Gräben, letzteres ebenfalls im Westen zu den Landkreisen Ammerland und Friesland, darunter die fast im südlichsten Jadebusen mündende Jade und die in sie fließende Wapel. Dazwischen durchziehen unzählige kleinere Entwässerungsgräben (Grüppen) und größere Sieltiefe den ganzen Landkreis, wobei natürliche Flüßchen, rein künstliche Gräben und Reste älterer Hunte- und Weserarme aufgrund der Landschaftsgeschichte nur schwer zu unterscheiden sind. Die Hunte wird an ihrer Einmündung in die Weser bei Elsfleth auf Höhe der Weserkurve von Südost nach Nord durch ein Sperrwerk vor Hochfluten geschützt. In der Weser liegen mehrere ganz oder teilweise landfeste Platen, als größte die Strohauser Plate bei Rodenkirchen zwischen Nordenham und Brake, sowie die heute zum Landkreis Osterholz gehörende Insel Harriersand, mit 11 km die längste Flußinsel Europas. Die Marsch und damit der Landkreis Wesermarsch sind fast gänzlich waldfrei; durch menschliche Nutzung, nur im unmittelbaren Gezeitenbereich der Nordsee auch natürlicherweise. Zwischen den weitflächigen Marschen und Mooren stechen außer den typischen Reihensiedlungen allenfalls mehrere ältere Deichlinien hervor, die während verschiedener Phasen der Wiedereindeichung entstanden. Daß es sich bei der heutigen Oberflächengestalt um Kulturlandschaft handelt, wird in diesem Landkreis besonders deutlich: Ohne die Kultivierungsleistungen des Menschen (Deich- und Entwässerungsanlagen, Wiedereindeichung) wäre die Wesermarsch heute in weiten Teilen eine Insellandschaft oder ganz von der Nordsee überspült.

Bemerkenswertes Kulturdenkmal im hiesigen Raum ist bereits die ganze Kulturlandschaft Stedingen, im Hochmittelalter aus Sümpfen und Mooren urbar gemacht. Das sehr ländliche Siedlungsbild des Landkreises Wesermarsch wird geprägt von Deichreihensiedlungen und z.B. in Moorriem von Moorreihendörfern mit kilometerlangen Grundstücksparzellen, sowie von zahlreichen Hof- oder Dorfwarften (Wurten), davon einige mit ehemaligen Wehrkirchen bestanden. In zehn Kirchen von Langwarden im Norden bis Altenesch im Süden hat sich im 17. Jahrhundert der Holzschnitzer Ludwig Münstermann verewigt. Die alte Hafenstadt Elsfleth mit Museumsschiff zeugen von der einstigen Bedeutung als oldenburgischer Seehandelsort. In dieser Funktion wurde sie aber bald von der Nachbarstadt Brake überholt, wo sich im ehemaligen Telegrafengebäude (optische Nachrichtenübermittlung durch bewegliche Zeiger) und in einem ehemaligen Bürgerhaus das Schiffahrtsmuseum der Oldenburgischen Weserhäfen befindet, in dem unter anderem Leben und Wirken des ersten deutschen Admirals Karl Rudolf Brommy dokumentiert wird. In Brake steht auch das mit über 90 m höchste Getreidesilo Europas.
 

Landkreis-Daten

Fläche

821,92 Quadratkilometer

Einwohnerzahl

93.725 (Stand: 31. Dezember 2005)

Bevölkerungsdichte

114 Einwohner je km²

Kfz-Kennzeichen

BRA

Netzpräsenz des Landkreises
(aktuelle Informationen über heutige Landschaft, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus)

siehe bei Modernes Land Oldenburg unter Werkzeuge/Internet-Links

Quelle für zeitgenössische Inhalte von Tabelle und Texten: Wikipedia und andere Nachschlagewerke, bearbeitet und ergänzt vom Verfasser.
 

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Wirtschaft des Landkreises Wesermarsch ist generell in zwei Bereiche zu gliedern: am seeschifftiefen Fahrwasser der Weser die von See- und Flußschiffahrt geprägte industrielle Zone mit Schwerpunkten bei Getreideumschlag in Brake und bei allgemeiner industrieller Wirtschaft in Nordenham, das den größten Hafen des Oldenburger Landes besitzt und zu den großen Seehandelshäfen Deutschlands gehört. Weitere Häfen im Landkreis befinden sich in Elsfleth und in Lemwerder, wo sich der Flugzeugbau etabliert hat. In dieser Zone am Ufer der Weser steht auch das Kernkraftwerk Esenshamm. Der zweite Bereich ist das landwirtschaftlich geprägte Hinterland mit überwiegender Viehwirtschaft, wobei im Norden in Butjadingen der Badetourismus eine größere Rolle spielt. Touristisch attraktiv ist auch der Tier- und Freizeitpark Jaderberg im Westen. Mehrere Weserfähren verbinden die Ufer, nur zwischen Kleinensiel und Dedesdorf hat der Wesertunnel eine Fähre ersetzt. Von Eckwarderhörne besteht zudem zeitweise eine Personenfährverbindung nach Wilhelmshaven. Die Hunte kann von Oldenburg bis zur Einmündung in die Weser bei Elsfleth im Landkreis nur über die Hubbrücke bei Huntebrück überquert werden. Bei Elsfleth schützt ein großes Huntesperrwerk besonders Oldenburg vor Hochfluten. Die ans Schienennetz angeschlossenen Hafenanlagen werden über eine Bahnstrecke erreicht, die von Hude im Landkreis Oldenburg parallel zur Weser bis Nordenham führt. Der inzwischen stillgelegte Abzweiger von Brake nach Oldenburg wurde wegen des moorigen Untergrundes „Gummibahn“ genannt. Auf der Strecke zwischen Lemwerder und Delmenhorst verkehrt in unregelmäßigen Abständen eine Güter- und Museumsbahn. Noch berührt keine Autobahn den Landkreis, in Diskussion ist aber eine norddeutsche Küstenautobahn, die von Westerstede im Landkreis Ammerland durch den Wesertunnel bis nördlich Hamburg führen würde. Jetzt bereits besteht mit dem Wesertunnel, der beiderseits der Weser über altoldenburgisches Territorium führt, eine feste Verbindung zum Land Würden nahe Bremerhaven auf dem rechten Weserufer und zur Autobahn 27 von Bremen nach Cuxhaven. Es besteht ein Flugplatz für das Airbuswerk bei Lemwerder.

Landkreisgeschichte
 

Raum des modernen Landkreises Wesermarsch im Jahre 1856, noch mit Landwürden und Harriersand östlich der Weser; Grenzverläufe nicht ganz exakt. Zum Vergrößern anklicken. (Etwas verzerrt fotografierter Ausschnitt aus: Karte von dem Herzogthume Oldenburg. Nach der unter seiner Leitung in den Jahren 1835 bis 1850 ausgeführten allgemeinen Landesvermessung und den geschehenen Nachtragmessungen entworfen von A. P. Freih. v. Schrenck, Grossherzogl. Oldenb. Vermessungs-Director. 1858. Gezeichnet von Vermessungs-Conducteur F. Hennings, gestochen von F. W. Kliewer in Berlin. 1 : 200.000. Bearbeitet von Martin Teller, Januar 2007. – Ein praktischer da blattschnittloser Nachdruck der Karte des ganzen Oldenburger Hauptlandes von 1856 ohne Exklaven aber inklusive Legende, Maßketten und Gradnetz, hrsg. durch die LGN 1998, ist beim Katasteramt Oldenburg zu erwerben. Ihre Anschaffung ist Interessenten der Oldenburger Regionalgeschichte zu empfehlen.)
 

Die ursprünglich außerhalb der Grafschaft Oldenburg gelegene Landschaft ist nach der Eroberung durch den Grafen seit 1517 aus den historischen Gebieten Butjadingen, Stadland und Stedingen zusammengewachsen. 1933 wurde der Landkreis durch Zusammenschluß der vormaligen Ämter Butjadingen, Brake und Elsfleth sowie eines Teiles des Amtes Varel gebildet. Im Zuge der Niedersächsischen Verwaltungs- und Gebietsreform sind 1974 jenseits der Weser gelegene Teile des alten Oldenburger Landes wie die Gemeinde Landwürden und die Flußinsel Harriersand ausgegliedert worden. Der Landkreis besteht heute aus neun Einheitsgemeinden, darunter drei Städten. Kreissitz ist die Stadt Brake.
 

Martin Teller, 20.1.2007
 


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